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Ich bin Literaturwissenschaftler und interessiere mich für deutsch-, chinesisch- und englischsprachige Erzählkunst und ihr Zusammenspiel. Seit 2021 bin ich am Institut für Weltliteratur an der Slowakischen Akademie der Wissenschaften tätig, wo ich ein EU-Projekt zu Weltregierungen in Utopien und Science Fiction leite.

 

Neuerscheinung

World Literature Studies 16.4, Special issue “Fictional Realities of Eternal Peace”, hrsg. von J. Kaminski

Es heißt, dass Kriege im Widerspruch zu den Werten der liberalen Demokratien stehen. Es gibt jedoch Konstellationen, in denen Frieden illiberale Züge trägt, etwa in seiner unwürdigen Variante: wenn er das Resultat einer politischen Unterwerfung ist. Diese Sonderausgabe untersucht diesen Themenkomplex mit Beiträgen aus den folgenden Feldern: Germanistik, Skandinavistik, Amerikanistik und Sinologie.

Beiträger: ALEXIS SHOTWELL, KILIAN JÖRG,  JOHANNES D. KAMINSKI, GABRIEL F. Y. TSANG, MICHAEL KA-CHI CHEUK, CATHERINE MACMILLAN, ANTON MATEJICKA, MAGDALENA MÜHLBÖCK und ADAM ŠKROVAN

Neuerscheinung

Dreams in Chinese Fiction: Spirtism, Aestheticism and Nationalism (Routledge 2024)

Dieses Buch betrachtet die zeitgenössische politische Formel des „chinesischen Traums“ im Zeichen der chinesischen Literaturgeschichte seit der Antike. Literarische und philosophische Texte dokumentieren ein umfangreiches Spektrum an Traummöglichkeiten, angefangen bei Zhuangzis Schmetterlingstraum über die klassischen Traumerzählungen der Qing-Zeit bis hin zur Freud-Rezeption in der Moderne. Träume versprechen spirituelle Erleuchtung, oftmals nur um den Träumenden in einem Zustand völliger Verwirrung zurückzulassen. In diesem Zusammenhang taucht der kollektive nationale Traum als unerwartetes Vehikel der Politik auf: als letzte Hoffnung des geschundenen Individuums auf Erlösung.

Buchpräsentation im Goethe Institut Bratislava, 22. April 2024

Adam Bzoch wollte wissen, weshalb es 2024 notwendig ist, ein neues Buch über den sattsam bekannten Werther zu lesen.

Neue Buchpublikation:

Lives and Deaths of Werther: Interpretation, Translation and Adaptation in Europe and East Asia. Oxford University Press, 2023

Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werther, erstmals 1774 veröffentlicht, gehört nicht länger seinem Autor, sondern seinen Lesern. Während das Buch im deutschen Kontext stets von seinem berühmten Autor überstrahlt wurde, der sich im Rückblick eher abwertend über dessen Genese und Krankhaftigkeit ausgelassen hat, veranschaulicht die globale Rezeption von Werther die Offenheit des Textes. Im Italien der 1790er sowie im China der 1920er sahen patriotische Schriftsteller ihr Leiden an einer unzureichenden Gegenwart gespiegelt. Die französischen Romantiker nutzten indessen Werthers ausdrucksstarke Sprache, um die dunklen Ecken der Psyche zu erkunden. Ähnliches geschah in Japan, wo sich die Modernisten auf den Text beriefen, um zu zeigen, dass “der schönste Moment des Lebens - nämlich die Liebe - in der in der Nähe des Todes" angesiedelt ist. In dieser Studie untersuche ich, wie Interpretationen, Übersetzungen und Bearbeitungen den Text in einer Weise manipulierten, die tiefe Spuren in der Weltliteratur hinterließ.

“Werther und Lotte im chinesischen Bürgerkrieg, ca. 1920” (Bild erzeugt von Midjourney)